Was ist Clickbait?
Der Begriff „Clickbait“ setzt sich aus den englischen Wörtern für „Klicken“ (click) und „Köder“ (bait) zusammen. Er bezeichnet Überschriften, Teaser-Texte oder Vorschaubilder, die durch emotionale oder sensationsheischende Formulierungen die Neugier der Leser wecken und sie dazu verleiten sollen, auf den Link zu klicken. Das Ziel ist es, möglichst viele Klicks zu generieren, auch wenn der Inhalt des Artikels nicht hält, was die Überschrift verspricht.
Typische Merkmale von Clickbait-Titeln sind:
- Emotionalisierung durch Triggerwörter wie „schockierend“ oder „unfassbar“
- Sensationalisierung und Superlative wie „Die größte Entdeckung aller Zeiten“
- Auslassen wichtiger Informationen, um Spannung zu erzeugen, z.B. „Sie werden nicht glauben, was dann passierte…“
- Direkte Ansprache der Leser mit Phrasen wie „Was Sie unbedingt wissen müssen“
Im Gegensatz zu seriösem Journalismus, bei dem eine Überschrift den Kern des Inhalts prägnant zusammenfassen sollte, zielt Clickbaiting allein darauf ab, Klicks zu maximieren. Oft werden journalistische Standards dabei vernachlässigt und eine verzerrte oder stark verkürzte Darstellung von Sachverhalten in Kauf genommen.
Wie erkennt man Clickbait-Artikel? Tipps für Unternehmen
Um nicht auf Clickbait-Artikel hereinzufallen und seriöse von unseriösen Quellen unterscheiden zu können, sollten Unternehmen auf folgende Anzeichen achten:
- Reißerische Überschriften, die mehr versprechen, als der Artikel halten kann
- Fehlender Informationsgehalt schon im Teaser oder der Vorschau
- Seriosität der Quelle kritisch hinterfragen: Ist das Medium bekannt für sorgfältige Recherche?
- Artikel selbst lesen und prüfen, ob die Überschrift dem Inhalt gerecht wird
Es empfiehlt sich, Überschriften und Teaser grundsätzlich mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen, statt ihnen blind zu vertrauen. Im Zweifelsfall sollte man stets den gesamten Artikel überfliegen, um sich ein eigenes Bild von der Qualität und Relevanz des Inhalts zu machen.
Clickbait Beispiele: Von harmlos bis gefährlich
Nicht alle Clickbait-Überschriften sind gleich problematisch. Die Bandbreite reicht von eher harmlosen Beispielen bis hin zu Titeln, die schwerwiegende Folgen haben können. Zwei Beispiele zur Veranschaulichung:
„Diese 5 Hausmittel helfen wirklich gegen Erkältung“
Diese Überschrift weckt zwar Interesse für ein alltagsrelevantes Thema, ist aber wenig spezifisch. Ob die genannten Hausmittel tatsächlich eine Wirkung haben, erfährt man erst beim Lesen des Artikels. Die Konsequenzen einer enttäuschten Lesererwartung sind in diesem Fall aber überschaubar.
„Schockierendes Video aufgetaucht: Politiker XY bei Geheimtreffen“
Hier wird bereits eine skandalöse Enthüllung angekündigt, ohne jedoch konkrete, überprüfbare Fakten zu nennen. Je nachdem, was das Video tatsächlich zeigt, könnte eine solche Überschrift rufschädigend für den genannten Politiker sein. Stellt sich der vermeintliche Skandal als haltlos heraus, wurde der Leser in die Irre geführt – mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen.
Gründe für den Einsatz von Clickbaiting
In erster Linie geht es beim Clickbaiting um die Generierung möglichst vieler Klicks, Seitenzugriffe und Werbeeinnahmen mit beispielsweise Paywalls. In Zeiten eines härter werdenden Wettbewerbs um die Aufmerksamkeit der Nutzer versuchen viele Medienanbieter mit immer auffälligeren Überschriften, Leser auf ihre Seiten zu locken.
Dabei rücken journalistische Standards und die Verpflichtung zur wahrhaftigen Information häufig in den Hintergrund. Auch die langfristigen Folgen für die eigene Glaubwürdigkeit werden nicht bedacht. Das Clickbaiting folgt einer kurzfristigen, rein gewinnorientierten Logik. Begünstigt wird dies durch eine unzureichende Regulierung. Es gibt kaum wirksame Sanktionen für irreführende Überschriften.
Gefahren von Clickbait für seriösen Journalismus
Weit problematischer als enttäuschte Erwartungen im Einzelfall ist der schleichende Vertrauensverlust, den unseriöse Medien durch Clickbait-Artikel verursachen. Werden Leser wiederholt mit irreführenden Überschriften konfrontiert, sinkt die Bereitschaft, den Informationen zu glauben. Das schadet auf Dauer der Glaubwürdigkeit der gesamten Medienlandschaft.
Zudem besteht die Gefahr, dass sich Fehlinformationen und verzerrte Darstellungen im öffentlichen Diskurs festsetzen, wenn sie durch geschickt formulierte Titel zunächst sehr prominent wahrgenommen werden. Selbst wenn der Artikel die reißerische Überschrift nicht untermauert, bleiben bei vielen Lesern vor allem die Keywords in der Schlagzeile im Gedächtnis. Das beeinträchtigt eine sachliche Debatte und kann zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen.
Zusammenhang zwischen Clickbait und Fake News
Eine besonders gravierende Form von Clickbait sind sogenannte „Fake News“ – also gezielte Falschmeldungen, die den Anschein seriöser Berichterstattung erwecken. Die irreführenden Überschriften dienen hier als Köder, um die Desinformation möglichst weit zu verbreiten.
Nutzer, die den verlinkten Artikel nur überfliegen oder allein aufgrund des reißerischen Titels teilen, tragen unbewusst zur Verbreitung von Unwahrheiten bei. Durch Algorithmen in sozialen Medien, die Beiträge mit hoher Interaktionsrate priorisieren, potenziert sich dieser Effekt. So entstehen Filterblasen, in denen sich Gleichgesinnte in ihrer Weltsicht bestätigt sehen – auch wenn diese auf falschen Informationen beruht.
Verantwortung der Medien und Alternativen zu Clickbait
Seriöse Medien stehen in der Pflicht, sich auf ihre Kernaufgabe zu besinnen: die Bereitstellung relevanter und zuverlässiger Informationen. Dazu gehört auch, reißerische Zuspitzungen zugunsten der Wahrhaftigkeit zu vermeiden und Überschriften zu wählen, die den Inhalt adäquat widerspiegeln.
Zwar ist eine gewisse Pointierung von Titeln durchaus legitim, um Interesse zu wecken. Die Grenze zum Clickbaiting ist jedoch überschritten, wenn die Überschrift deutlich mehr verspricht als der Artikel halten kann. Medienanbieter müssen hier ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht gerecht werden und dürfen das Vertrauen ihrer Leser nicht für kurzfristige Klicks aufs Spiel setzen.
Stattdessen sollte die Qualität und Relevanz der Inhalte im Vordergrund stehen. Anstelle von Sensationalisierung ist eine sachliche, ausgewogene Berichterstattung gefragt, die Hintergründe beleuchtet und Ereignisse einordnet. Auch die klare Trennung von Fakten und Meinung gehört zu den Standards eines verantwortungsvollen Journalismus.
Parallel dazu muss die Medienkompetenz der Leser gestärkt werden. Unternehmen können hier einen Beitrag leisten, indem sie in der Aus- und Fortbildung verstärkt auf einen kritischen Umgang mit Medien setzen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, unseriöse Quellen und irreführende Überschriften zu erkennen.
„Constructive Journalism“ als vielversprechender Ansatz
Ein inspirierendes Gegenmodell zur Clickbait-Kultur ist der sogenannte „Constructive Journalism“. Diese Form des Journalismus stellt gesellschaftlich relevante Themen in den Mittelpunkt, beleuchtet aber auch mögliche Lösungsansätze. Statt Probleme zu dramatisieren, werden konstruktive Perspektiven aufgezeigt.
Medien, die sich diesem Ansatz verschreiben, verzichten bewusst auf Negativismus und reißerische Titel. Sie setzen auf einen respektvollen, wertschätzenden Stil und ausführlich recherchierte Hintergrundinformationen. Der Fokus liegt darauf, die Leser zu inspirieren und zu eigenen Gedanken anzuregen, statt nur Aufregung zu erzeugen.
Studien zeigen, dass Leser constructive Journalism-Artikel als wertvoller und glaubwürdiger wahrnehmen. Lösungsorientierte Geschichten können demnach das Engagement und das Vertrauen in den Journalismus stärken. Spezialisierte Online-Magazine, aber auch etablierte Medienhäuser experimentieren bereits mit diesem innovativen Konzept.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Clickbaiting mag kurzfristig hohe Zugriffszahlen liefern, ist aber nicht vereinbar mit den Prinzipien eines seriösen, vertrauenswürdigen Journalismus. Auf Dauer schaden irreführende, stark verkürzte Überschriften dem Ansehen der Medien und beeinträchtigen die Qualität des gesellschaftlichen Diskurses.
Unternehmen, die sich der Problematik bewusst sind, können in ihren eigenen Publikationen mit gutem Beispiel vorangehen und in der Kommunikation auf Clickbait verzichten. Ebenso wichtig ist die Förderung von Medienkompetenz bei Mitarbeitern und Kunden, um die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen von Inhalten zu stärken.
Medienanbieter sind gut beraten, sich auf relevante, ausgewogene Inhalte und konstruktiven Journalismus zu konzentrieren, anstatt der Versuchung reißerischer Titel zu erliegen. Notwendig erscheinen darüber hinaus verbindliche Standards und wirkungsvolle Regulierungsansätze, um Clickbait und Fake News einzudämmen. Denn nur wenn Leser darauf vertrauen können, in Überschriften die Wahrheit gesagt zu bekommen, kann Journalismus seine zentrale Aufgabe erfüllen: die Öffentlichkeit mit verlässlichen Informationen zu versorgen, die eine fundierte Meinungsbildung ermöglichen.
Hinterlasse einen Kommentar